
Historischer Titelgewinn für Rot-Weiß Sandhausen
Deutscher Meister nach 6044:6003 bei Frei Holz Eppelheim
Tränen der Freude bei Mike Heckmann und Ralf Herbold dachte an den großen Heini Abel

Als René Zesewitz die letzte Kugel gespielt hatte, riss er die Arme hoch und umarmte Betreuer Ralf Herbold. Dann brachen bei Rot-Weiß Sandhausen alle Dämme. Jubelschreie, Gesänge, Umarmungen. Schließlich stürmten die Spieler zu dem Mann, der im Hintergrund über dreieinhalb Stunden lang gebangt, gezittert, gelitten und mitgefiebert hatte: Vorsitzender Mike Heckmann. Nun mussten die Emotionen raus, Tränen der Freude rannen dem 42-Jährigen über die Wangen. Er umarmte einen nach dem anderen. Es war vollbracht. Der deutsche Kegelmeister 2013 heißt nach einem 6044:6003-Erfolg bei Frei Holz Eppelheim Rot-Weiß Sandhausen. Ein historischer Titel, ist es doch der erste Meister der neu gegründeten Deutschen Classic-Kegler Union (DCU). So historisch wie damals 1991, als Rot-Weiß erster gesamtdeutscher Meister war. „Das ist ein Meilenstein in der Vereinsgeschichte“, meinte Heckmann. Das Saisonziel von Rot-Weiß war Platz fünf gewesen, der Sieg beim letztjährigen Meister Olympia Mörfelden wurde zur Initialzündung. Es folgte eine tolle Saison, die jetzt ihre Krönung gefunden hat. „Das ist einfach genial“, meinte Dieter Hasenstab. Der stets freundliche Mann, der schon mit Bamberg Triumphe gefeiert hat, freute sich riesig. „Ein absoluter Traum mit Sandhausen Meister zu werden, nun können wir das letzte Spiel gegen Walldorf genießen“. Seine erste Mannschaftsmeisterschaft feierte auch René Zesewitz. Der beständigste deutsche Kegler der letzten zwei Jahre lieferte auch diesmal wieder seinen Tausender ab. In den ersten fünf Würfen im letzten Abräumen räumte er vier Mal das volle Bild ab, das war die Vorentscheidung.
Frei Holz Eppelheim lieferte dem Favoriten wie angekündigt einen ganz großen Kampf. Der überragende Manuel Mahler hatte mit persönlicher Bestleistung maßgeblichen Anteil daran, dass Eppelheim zur Halbzeit sogar mit 17 Kegeln führte. Auch als Sandhausen dann Joachim Künzie auswechseln musste, brach die Mannschaft nicht ein. Es kam Routinier Thomas Scheidler. Wegen einer schweren Knieverletzung kam er in den letzten zwei Jahren nur zwei Mal zum Einsatz: Letzte Woche gegen Gerolsheim und jetzt beim großen Finale. „Ich werde jetzt bis Mittwoch/Donnerstag Schmerzen haben“, meinte Scheidler und drückte sich einen Eisbeutel aufs lädierte Knie. Er impfte den jungen Spielern Selbstvertrauen ein. Nun freute er sich nach 19 Jahren Bundesliga über seinen ersten Titel. Ein ganz großer Tag war es für Christian Cunow. Ausgerechnet in diesem wichtigen Spiel erzielte er seinen ersten Tausender in der Bundesliga. „Dieser Titel ist mehr als ich mir je erträumt habe“, sprudelte es aus ihm heraus. Ganz ruhig war dagegen Ralf Herbold. Genau 30 Jahre ist er als Spieler, Manager und Betreuer nun dabei. „Diese Meisterschaft bedeutet mir alles, ich bin stolz auf diese Mannschaft“. Und fast leiste fügte er an: „Ich widme diesen Titel Heini Abel“. Er deutete nach oben, als wenn der große Macher des Sandhäuser Kegelsports, der mit 57 Jahren viel zu früh verstarb, aus dem Himmel auf den deutschen Meister 2013 herabschauen würde.
Michael Rappe
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